Dienstag, 22. April 2014

Der Walzer

1.1 Einleitung

Laut Duden ist der Walzer ein Tanz im 3/4-Takt, bei dem sich die Paare im Walzerschritt (sich rechtsherum um sich selbst drehend) bewegen.



Walzer spiegelt sich im Tanz und in der Musik wider.

Der Walzer ist etwas, das der Musik geschieht, nicht etwas, das sie gemacht hat. Der Funke springt von der Bewegung der Tanzenden auf sie über, löst in ihnen die richtige Tonbewegung, den richtig bewegten Tongedanken aus. Der Gedanke trägt den Funken gesteigert zurück zu den Tanzenden, das Fest der Bewegung beginnt.

Ein schnelldrehender Tanz im Dreivierteltakt, dazu die passende Musik. Daraus entsteht der Wiener Walzer. Walzer leitet sich von dem deutschen Wort „sich walzen“ – sich drehen, ab. Er wird als Paar-, Gesellschafts- und Turniertanz angesehen und gehört auch zu den Standardtänzen des Welttanzprogrammes. Deutschland gilt als Vaterland des Walzers, doch auch in Wien genoss der Walzer große Anerkennung und wurde weiterentwickelt. Der Walzer ist nicht in Wien erfunden beziehungsweise seine endgültige Form nicht in Wien geschrieben worden, doch er wurde zur einzigen eminent wienerischen Form in der Musik.

Da der Walzer in seiner Form sehr vielfältig ist, werden wir uns in diesem Kapitel auf die Entwicklung und die Wandlung dieses Tanzes spezialisieren.

1.2              Die Geschichte des Walzers

Der Walzer wird meist Wiener Walzer genannt, um ihn vom Langsamen und Französischen Walzer zu unterscheiden und ist der älteste der modernen bürgerlichen Gesellschaftstänze. Dieser wurde aus dem „Ländler“ entstanden. 1754 wurde in einer Alt-Wiener Volkskomödie von Felix von Kurtz erstmals eine Tanzszene als „Walzer“ bezeichnet.

Der erste Walzer auf der Bühne ergab sich, wie wir schon angemerkt haben, in Wien im Jahre der Uraufführung (1786) der „Hochzeit des Figaro“.

Vier der Hauptdarsteller tanzten einen Walzer und machten diesen Tanz unter den Opernliebhabern gesellschaftsfähig, sie lösten sogar eine Walzerbegeisterungswelle aus. Um 1800 choreographierte der französische Tänzer und Choreograph Pierre Gardel zur Musik von Méhuel in Paris das Ballett „La Dansomanie“. Er erregte mit diesem Stück Aufsehen, weil der obszöne Modetanz „Walzer“ darin vorkam. Insbesondere der Linkswalzer, war zu dieser Zeit wegen Unzüchtigkeit in Form von innigen Berührungen beim Tanzen in höheren Kreisen verpönt und wurde sogar als gesundheitsschädigend beschrieben. In den Jahren 1814 und 1815 gewann der Walzer dank dem Wiener Kongress und der Erlassung neuer Gesetze wieder an Beliebtheit.

Die ganze Welt nimmt den Walzer zur Kenntnis. Die Komponisten aller Welt „huldigen“ dem reisenden Johann Strauß. Das heißt nicht, dass sie einfach zu seinem begeisterten Publikum zählen, sondern dass sie den Sinn seiner Walzer begreifen und nachfühlen.

Durch den Wiener Kongress fanden sich immer mehr Begeisterte und der Walzer bekam eine neue Bedeutung. Viele Komponisten komponierten Walzer und orientierten sich dabei an Johann Strauß. Wagner, beispielsweise, schrieb dem Blumenmädchen im „Parsifal“ einen Walzer. Franz Léhar, ein österreichischer Komponist, feierte mit seinen Walzer auch große Erfolge. Er schrieb langsame Salonwalzer und vereinte einen Hauch von Budapest und Nachtlokal, jedoch gab er den altbekannten Dreivierteltakt nicht auf.

Die berühmten Musikstücke der Komponisten Josef Lanner, Johann Strauß und auch Johann Strauß Sohn machten den Walzer zu einer international anerkannten musikalischen Gattung und leiteten somit auch die klassische Periode des Walzers ein. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts stand der Walzer in der Wiener Operette im Mittelpunkt und war für diese auch sehr von Bedeutung.

Der Walzer wurde ursprünglich sehr schnell getanzt, denn er geht auf den Ländler und den Deutschen Tanz sowie deren regionale Varianten zurück. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts jedoch entwickelte sich die heutige „schwebende“ Form. Zur selben Zeit fertigte Georges Balanchine, ein russischer Choreograf und Vertreter des neoklassischen Balletts, zwei der wesentlichen Walzerchoreographien des 20. Jahrhunderts, welche bis heute prägend sind: Walpurgisnacht Ballet  und Variations for Orchestra.

Aufgrund von gesellschaftlichen Veränderungen und internationalen Einflüsse begann 1920 in Deutschland das „Walzersterben“ - andere Tänze, wie Jive, Foxtrott, Swing oder Charleston, wurden bevorzugt. Erst nach dem ersten Weltkrieg machte der ehemalige Offizier Karl Markowitsch den Walzer wieder gesellschafts- sowie auch turnierfähig. Der Stil des Walzers wurde jedoch über die Jahre hinweg verändert.

Wie in allen Bereichen des Lebens, so spielte auch der Tanz im Zweiten Weltkrieg keine bedeutende Rolle. Neue Tänze aus Amerika wurden von den Nationalsozialisten abgelehnt und teilweise verdrängt. Der deutsche Volkstanz sollte verbreitet werden.

Die Formen, die Grundschritte und die Bezeichnungen der heutigen Tänze wurden weiterentwickelt und schließlich erst in der Nachkriegszeit endgültig festgelegt. Das Tempo des Walzers wurde beschleunigt und aus den hüpfenden Schritten wurden Gleitschritte. Auf diese Weise wurde der Wiener Walzer berühmt und eroberte ganze Ballsäle und die sogenannte höhere Gesellschaft. 

Der Walzer wurde „Wiener Walzer“ oder auch „schneller Walzer“ getauft.

Seit 1932 tanzt man nun offiziell den Wiener Walzer auf Turnieren. Paul Krebs, ein Nürnberger Tanzlehrer, verband 1951 die altösterreichische Walzertradition mit dem englischen Stil und feierte große Erfolge. Seitdem wird der Wiener Walzer als Standard- und Turniertanz angesehen. Der Langsame Walzer, eine Mischung aus dem Englisch Waltz und dem Wiener Walzer, zählt auch bereits seit 1929 zu den Turniertänzen und gilt bis heute aufgrund seines Ein- und Ausschwingens zur schmelzenden klassischen Musik als der schwierigste Standardtanz. Beide Tänze, Wiener- und Langsamer Walzer, wurden 1963 in das Welttanzprogramm aufgenommen. Welttanzprogramm ist ein Weltfachverband der nationalen Tanzlehrverbände und wurde Anfang der 1960er ins Leben gerufen. Im Welttanzprogramm enthalten sind Walzer, Disco, Swing, Latino und Tango.

Der schönste und eleganteste aller Tänze feiert 2014, seinen 200. Geburtstag und in der Ballsaison heißt es nun „Alles Walzer“. Der Walzer ist heutzutage aus unseren Tanzprogrammen nicht mehr wegzudenken und zählt international zu den wichtigsten traditionellen Tänzen.

1.3              Der Walzer – Der Tanzstil

Auf die Zeit der feierlichsten Aufzüge folgt für ihn die Zeit der persönlichsten Bewegungskultur und schließlich die Gegenwart, die Zeit des allgemeinen Paartanzes.

Der Paartanz wurde ins Leben gerufen, ein Tanz das nur Pärchen miteinander tanzen können. Links- oder Rechts-drehend, mit guter Musik und fröhlicher Laune. Daraus entstand dann der Walzer.
Dieser kommt mit reichlichen Schritten oder auch Figuren in vielen Tanzrichtungen vor. Im Gesellschaftstanz gibt es nur zwei Varianten, doch in anderen Tanzrichtungen wie in Volkstänzen existieren neben dem Paartanz viele Walzerschritte, vor allem in Kreistänzen.

Die Tanzhaltung ist sehr verschieden. Bei Standardtänzen wird sehr weit auseinander und nach hinten gebeugt getanzt, es wird eine Spannung zwischen den Partnern aufgebaut, die auch gehalten werden muss. Bei Volkstänzen ist es anders, dort wird die Frau von den Armen des Mannes umschlossen und es wird lustig drauflos getanzt. Durch diese Technik ist es leichter und schneller sich im Kreis zu bewegen.

Ein Paar walzt für sich solange es will und jedes andere Paar hat das gleiche Recht. Es ist nicht wichtig sich an die Rangordnung, Taktzahl oder an Mittänzer zu halten.

1.1.1           Wiener Walzer

Der Wiener Walzer basiert auf dem Dreivierteltakt und besteht aus sechs Schritten. Es gibt einen aktiven und einen passiven Teil. Beim Aktiven, dem vorwärts bewegenden Teil, legt man eine größere Strecke zurück, wogegen Tänzer_innen beim Passiven, das ist der rückwärtige Teil, eine viel geringere Strecke zurücklegen. Die Tanzpartner wechseln sich gegenseitig mit diesen zwei Teilen ab.[16]

Es gibt derzeit weltweit zwei verschiedene Arten des Wiener Walzers – den Internationalen und den Amerikanischen Stil. Im modernen Turniergeschehen wird vorwiegend der Internationale getanzt, wobei aber häufig auf das breite Figurenspektrum des Amerikanischen Stils zurückgegriffen. Vor allem bei Formations- und Schaudarbietungen nutzen die Tänzer die Figuren des Amerikanischen Stils. Im Internationalen Stil sind nur die Rechtsdrehung, die Linksdrehung und der geschlossene Wechsel vorhanden. Ganz anders im Amerikanischen Stil, der beinhaltet auch offene Figuren, wie Hebefiguren und ist im Turniergeschehen eine willkommene Abwechslung.

2.1.1           Langsamer Walzer

Als Langsamen Walzer wird die gediegene Form des Walzers bezeichnet. Hier werden auch viele Figuren verwendet. 

3.1.1           Vals im Tango Argentino

Der Tangowalzer wird auch „Vals“ genannt und ist einer der drei Tänze des Tango Argentino. Er wird mit den Tangoschritten getanzt, aber dem Dreivierteltakt angepasst.

4.1.1           Volkstanz

Die Tanzhaltung ist viel lockerer, denn die Oberkörper bleiben gerade und ein Tanzpartner umfasst mit beiden Armen den anderen. So hat er besseren Halt und kann den oder die Partner_in besser im Kreis bewegen. Dadurch wird weniger Raum beansprucht und man kann sich schneller drehen. In den alpenländischen Volkstänzen wurde und wird heute auch noch der Walzer als eigenständiger Tanz oder als Bestandteil anderer Tänze eingesetzt.

5.1.1           Ballett

Im Ballett gibt es nur wenige Informationen von Wissenschaftlern, die belegen, dass Walzer dort eingesetzt wird. Einer der größten Walzerchoreographen war Georges Balanchine, jedoch prägte mit seinen Walzer-Choreographien das Ballett stark.

1.4              Der Walzer in der Musik – Johann Strauß Sohn

Wenn wir Walzer sagen, verstehen wir darunter die Walzer von Johann Strauß Sohn und denken sonst an keine – kaum an die Walzer Lanners oder Johann Strauß Vaters und ganz gewiß nicht an die unzähligen Musiker, die zu ihrer Zeit Berühmtheiten waren, weit über Wien oder die Monarchie hinaus bekannt, manchmal nicht einmal hier angesiedelt.

Zum ersten Mal in der Geschichte hat ein Name internationale Bekanntheit und eine große Bedeutung bekommen - Johann Strauß Sohn, der Walzerkönig.

Er hatte den Konzertwalzer geschrieben, seine Introduktionen wurden zu Tongemälden, die Generalpausen vor dem Einsatz des ersten Walzers lassen den Atem stocken und das Herz für einen Schlag aussetzen.

Die großen Konzertwalzer hat Strauß angeblich für die Schriftstellervereinigung Concordia oder einem anderen Widmungsträger komponiert, doch sie waren Schöpfungen, die auf Tänzer überhaupt keine Rücksicht nahmen. Diese Schöpfungen konnten jedoch mehr als nur zum Tanz auffordern, sie wurden zu Hymnen für Stadt, Land oder einer Lebens- und Geisteshaltung. Man verbindet heutzutage Walzer nur mehr mit Johann Strauß Sohn. Andere große Komponisten wie Jo sef Lanner, Johann Strauß Vater sowie Wagner, Léhar, gerieten längst in Vergessenheit.

Joseph Lanner gewann als der Vater des „Wiener Walzers“ Anerkennung. Er prägte die Wiener Musik am stärksten, vor allem den Wiener Walzer. Bei ihm tauchte erstmals die typische Form des Walzers auf. Es gab eine Einleitung, die fünf Walzersequenzen, sowie eine Coda. In seinen Stücken, vor allem in seinem Walzer „Die Mozartisten“, findet man viele Elemente von Mozart, welchen Lanner sehr verehrte. Nach seinem Tod vergaß man ihn schnell und Johann Strauß Sohn wurde zum Vertreter der Wiener Musik erklärt.

 
Johann Strauß Sohn blieb der große Walzerkönig, doch mit seinem Tod flaute die Begeisterung für den Walzer ab. Für revolutionäre Musiker bleiben Strauß Stücke trotzdem von hoher Kunst.

Wir haben ein Interview mit der Standardtänzerin Diana Holler, die schon seit Jahren Standardtänze lernt und liebt, durchgeführt, nicht nur um praktische Erfahrungen und Wissen miteinbeziehen zu können, sondern auch um die Bedeutung des Tanzes für sie persönlich zu hinterfragen.

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