1.1 Einleitung
Laut Duden ist der Walzer ein Tanz im 3/4-Takt, bei dem sich
die Paare im Walzerschritt (sich rechtsherum um sich selbst drehend) bewegen.
Walzer spiegelt sich im Tanz und in der Musik wider.
Der Walzer ist etwas, das der Musik
geschieht, nicht etwas, das sie gemacht hat. Der Funke springt von der Bewegung
der Tanzenden auf sie über, löst in ihnen die richtige Tonbewegung, den richtig
bewegten Tongedanken aus. Der Gedanke trägt den Funken gesteigert zurück zu den
Tanzenden, das Fest der Bewegung beginnt.
Ein schnelldrehender Tanz im
Dreivierteltakt, dazu die passende Musik. Daraus entsteht der Wiener Walzer.
Walzer leitet sich von dem deutschen Wort „sich walzen“ – sich drehen, ab. Er
wird als Paar-, Gesellschafts- und Turniertanz angesehen und gehört auch zu den
Standardtänzen des Welttanzprogrammes. Deutschland gilt als Vaterland des
Walzers, doch auch in Wien genoss der Walzer große Anerkennung und wurde
weiterentwickelt. Der Walzer ist nicht in Wien erfunden beziehungsweise seine
endgültige Form nicht in Wien geschrieben worden, doch er wurde zur einzigen
eminent wienerischen Form in der Musik.
Da der Walzer in seiner Form sehr vielfältig ist, werden wir
uns in diesem Kapitel auf die Entwicklung und die Wandlung dieses Tanzes
spezialisieren.
1.2
Die Geschichte des Walzers
Der Walzer wird meist Wiener Walzer genannt, um ihn vom
Langsamen und Französischen Walzer zu unterscheiden und ist der älteste der
modernen bürgerlichen Gesellschaftstänze. Dieser wurde aus dem „Ländler“
entstanden. 1754 wurde in einer Alt-Wiener Volkskomödie von Felix von Kurtz
erstmals eine Tanzszene als „Walzer“ bezeichnet.
Der erste Walzer auf der Bühne ergab sich,
wie wir schon angemerkt haben, in Wien im Jahre der Uraufführung (1786) der
„Hochzeit des Figaro“.
Vier
der Hauptdarsteller tanzten einen Walzer und machten diesen Tanz unter den
Opernliebhabern gesellschaftsfähig, sie lösten sogar eine
Walzerbegeisterungswelle aus. Um 1800 choreographierte der französische Tänzer
und Choreograph Pierre Gardel zur Musik von Méhuel in Paris das Ballett „La
Dansomanie“. Er erregte mit diesem Stück Aufsehen, weil der obszöne Modetanz
„Walzer“ darin vorkam. Insbesondere der Linkswalzer, war zu dieser Zeit wegen
Unzüchtigkeit in Form von innigen Berührungen beim Tanzen in höheren Kreisen
verpönt und wurde sogar als gesundheitsschädigend beschrieben. In den Jahren
1814 und 1815 gewann der Walzer dank dem Wiener Kongress und der Erlassung
neuer Gesetze wieder an Beliebtheit.
Die ganze Welt
nimmt den Walzer zur Kenntnis. Die Komponisten aller Welt „huldigen“ dem
reisenden Johann Strauß. Das heißt nicht, dass sie einfach zu seinem
begeisterten Publikum zählen, sondern dass sie den Sinn seiner Walzer begreifen
und nachfühlen.
Durch den Wiener Kongress fanden sich immer mehr Begeisterte
und der Walzer bekam eine neue Bedeutung. Viele Komponisten komponierten Walzer
und orientierten sich dabei an Johann Strauß. Wagner, beispielsweise, schrieb
dem Blumenmädchen im „Parsifal“ einen Walzer. Franz Léhar, ein österreichischer
Komponist, feierte mit seinen Walzer auch große Erfolge. Er schrieb langsame
Salonwalzer und vereinte einen Hauch von Budapest und Nachtlokal, jedoch gab er
den altbekannten Dreivierteltakt nicht auf.
Die berühmten Musikstücke der Komponisten Josef Lanner,
Johann Strauß und auch Johann Strauß Sohn machten den Walzer zu einer
international anerkannten musikalischen Gattung und leiteten somit auch die
klassische Periode des Walzers ein. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts stand der
Walzer in der Wiener Operette im Mittelpunkt und war für diese auch sehr von Bedeutung.
Der Walzer wurde ursprünglich sehr schnell getanzt, denn er
geht auf den Ländler und den Deutschen Tanz sowie deren regionale Varianten
zurück. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts jedoch entwickelte sich die heutige
„schwebende“ Form. Zur selben Zeit fertigte Georges Balanchine, ein russischer
Choreograf und Vertreter des neoklassischen Balletts, zwei der wesentlichen
Walzerchoreographien des 20. Jahrhunderts, welche bis heute prägend sind: Walpurgisnacht Ballet und Variations
for Orchestra.
Aufgrund von gesellschaftlichen Veränderungen und
internationalen Einflüsse begann 1920 in Deutschland das „Walzersterben“ -
andere Tänze, wie Jive, Foxtrott, Swing oder Charleston, wurden bevorzugt. Erst
nach dem ersten Weltkrieg machte der ehemalige Offizier Karl Markowitsch den
Walzer wieder gesellschafts- sowie auch turnierfähig. Der Stil des Walzers
wurde jedoch über die Jahre hinweg verändert.
Wie in allen Bereichen des Lebens, so
spielte auch der Tanz im Zweiten Weltkrieg keine bedeutende Rolle. Neue Tänze
aus Amerika wurden von den Nationalsozialisten abgelehnt und teilweise
verdrängt. Der deutsche Volkstanz sollte verbreitet werden.
Die Formen, die Grundschritte und die
Bezeichnungen der heutigen Tänze wurden weiterentwickelt und schließlich erst
in der Nachkriegszeit endgültig festgelegt. Das Tempo des Walzers wurde
beschleunigt und aus den hüpfenden Schritten wurden Gleitschritte. Auf diese
Weise wurde der Wiener Walzer berühmt und eroberte ganze Ballsäle und die
sogenannte höhere Gesellschaft.
Der Walzer wurde „Wiener Walzer“ oder auch „schneller
Walzer“ getauft.
Seit 1932 tanzt man nun offiziell den Wiener Walzer auf
Turnieren. Paul Krebs, ein Nürnberger Tanzlehrer, verband 1951 die
altösterreichische Walzertradition mit dem englischen Stil und feierte große
Erfolge. Seitdem wird der Wiener Walzer als Standard- und Turniertanz
angesehen. Der Langsame Walzer, eine Mischung aus dem Englisch Waltz und dem
Wiener Walzer, zählt auch bereits seit 1929 zu den Turniertänzen und gilt bis
heute aufgrund seines Ein- und Ausschwingens zur schmelzenden klassischen Musik
als der schwierigste Standardtanz. Beide Tänze, Wiener- und Langsamer Walzer,
wurden 1963 in das Welttanzprogramm aufgenommen. Welttanzprogramm ist ein
Weltfachverband der nationalen Tanzlehrverbände und wurde Anfang der 1960er ins
Leben gerufen. Im Welttanzprogramm enthalten sind Walzer, Disco, Swing, Latino
und Tango.
Der schönste und eleganteste aller Tänze feiert 2014, seinen
200. Geburtstag und in der Ballsaison heißt es nun „Alles Walzer“. Der Walzer
ist heutzutage aus unseren Tanzprogrammen nicht mehr wegzudenken und zählt
international zu den wichtigsten traditionellen Tänzen.
1.3
Der Walzer – Der Tanzstil
Auf die Zeit der feierlichsten Aufzüge folgt für ihn die Zeit
der persönlichsten Bewegungskultur und schließlich die Gegenwart, die Zeit des
allgemeinen Paartanzes.
Der Paartanz wurde ins Leben gerufen, ein Tanz das nur
Pärchen miteinander tanzen können. Links- oder Rechts-drehend, mit guter Musik
und fröhlicher Laune. Daraus entstand dann der Walzer.
Dieser kommt mit reichlichen Schritten oder auch Figuren in
vielen Tanzrichtungen vor. Im Gesellschaftstanz gibt es nur zwei Varianten,
doch in anderen Tanzrichtungen wie in Volkstänzen existieren neben dem Paartanz
viele Walzerschritte, vor allem in Kreistänzen.
Die Tanzhaltung ist sehr verschieden. Bei Standardtänzen
wird sehr weit auseinander und nach hinten gebeugt getanzt, es wird eine
Spannung zwischen den Partnern aufgebaut, die auch gehalten werden muss. Bei
Volkstänzen ist es anders, dort wird die Frau von den Armen des Mannes
umschlossen und es wird lustig drauflos getanzt. Durch diese Technik ist es
leichter und schneller sich im Kreis zu bewegen.
Ein
Paar walzt für sich solange es will und jedes andere Paar hat das gleiche Recht.
Es ist nicht wichtig sich an die Rangordnung, Taktzahl oder an Mittänzer zu
halten.
1.1.1
Wiener Walzer
Der Wiener Walzer basiert auf dem Dreivierteltakt und
besteht aus sechs Schritten. Es gibt einen aktiven und einen passiven Teil.
Beim Aktiven, dem vorwärts bewegenden Teil, legt man eine größere Strecke
zurück, wogegen Tänzer_innen beim Passiven, das ist der rückwärtige Teil, eine
viel geringere Strecke zurücklegen. Die Tanzpartner wechseln sich gegenseitig
mit diesen zwei Teilen ab.[16]
Es gibt derzeit weltweit zwei
verschiedene Arten des Wiener Walzers – den Internationalen und den
Amerikanischen Stil. Im modernen Turniergeschehen wird vorwiegend der
Internationale getanzt, wobei aber häufig auf das breite Figurenspektrum des
Amerikanischen Stils zurückgegriffen. Vor allem bei Formations- und
Schaudarbietungen nutzen die Tänzer die Figuren des Amerikanischen Stils. Im
Internationalen Stil sind nur die Rechtsdrehung, die Linksdrehung und der
geschlossene Wechsel vorhanden. Ganz anders im Amerikanischen Stil, der
beinhaltet auch offene Figuren, wie Hebefiguren und ist im Turniergeschehen
eine willkommene Abwechslung.
2.1.1
Langsamer Walzer
Als Langsamen Walzer wird die gediegene Form des Walzers
bezeichnet. Hier werden auch viele Figuren verwendet.
3.1.1
Vals im Tango Argentino
Der Tangowalzer wird auch „Vals“ genannt und ist einer der
drei Tänze des Tango Argentino. Er wird mit den Tangoschritten getanzt, aber
dem Dreivierteltakt angepasst.
4.1.1
Volkstanz
Die Tanzhaltung ist viel lockerer, denn die Oberkörper
bleiben gerade und ein Tanzpartner umfasst mit beiden Armen den anderen. So hat
er besseren Halt und kann den oder die Partner_in besser im Kreis bewegen.
Dadurch wird weniger Raum beansprucht und man kann sich schneller drehen. In den alpenländischen Volkstänzen
wurde und wird heute auch noch der Walzer als eigenständiger Tanz oder als
Bestandteil anderer Tänze eingesetzt.
5.1.1
Ballett
Im Ballett gibt es nur wenige
Informationen von Wissenschaftlern, die belegen, dass Walzer dort eingesetzt
wird. Einer der größten Walzerchoreographen war Georges Balanchine, jedoch
prägte mit seinen Walzer-Choreographien das Ballett stark.
1.4
Der Walzer in der Musik – Johann Strauß Sohn
Wenn wir Walzer sagen, verstehen wir darunter die Walzer von
Johann Strauß Sohn und denken sonst an keine – kaum an die Walzer Lanners oder
Johann Strauß Vaters und ganz gewiß nicht an die unzähligen Musiker, die zu
ihrer Zeit Berühmtheiten waren, weit über Wien oder die Monarchie hinaus
bekannt, manchmal nicht einmal hier angesiedelt.
Zum ersten Mal in der Geschichte hat ein Name internationale
Bekanntheit und eine große Bedeutung bekommen - Johann Strauß Sohn, der
Walzerkönig.
Er hatte den Konzertwalzer geschrieben, seine Introduktionen
wurden zu Tongemälden, die Generalpausen vor dem Einsatz des ersten Walzers
lassen den Atem stocken und das Herz für einen Schlag aussetzen.
Die
großen Konzertwalzer hat Strauß angeblich für die Schriftstellervereinigung
Concordia oder einem anderen Widmungsträger komponiert, doch sie waren
Schöpfungen, die auf Tänzer überhaupt keine Rücksicht nahmen. Diese Schöpfungen
konnten jedoch mehr als nur zum Tanz auffordern, sie wurden zu Hymnen für
Stadt, Land oder einer Lebens- und Geisteshaltung. Man verbindet heutzutage
Walzer nur mehr mit Johann Strauß Sohn. Andere große Komponisten wie Jo sef
Lanner, Johann Strauß Vater sowie Wagner, Léhar, gerieten längst in
Vergessenheit.
Joseph Lanner gewann als der Vater des „Wiener Walzers“
Anerkennung. Er prägte die Wiener Musik am stärksten, vor allem den Wiener
Walzer. Bei ihm tauchte erstmals die typische Form des Walzers auf. Es gab eine
Einleitung, die fünf Walzersequenzen, sowie eine Coda. In seinen Stücken, vor
allem in seinem Walzer „Die Mozartisten“, findet man viele Elemente von Mozart,
welchen Lanner sehr verehrte. Nach seinem Tod vergaß man ihn schnell und Johann
Strauß Sohn wurde zum Vertreter der Wiener Musik erklärt.
Johann Strauß Sohn blieb der große
Walzerkönig, doch mit seinem Tod flaute die Begeisterung für den Walzer ab. Für
revolutionäre Musiker bleiben Strauß Stücke trotzdem von hoher Kunst.
Wir haben ein Interview mit der
Standardtänzerin Diana Holler, die schon seit Jahren Standardtänze lernt und
liebt, durchgeführt, nicht nur um praktische Erfahrungen und Wissen
miteinbeziehen zu können, sondern auch um die Bedeutung des Tanzes für sie
persönlich zu hinterfragen.
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